Dresdner Handschrift

Die Dresdner Handschrift (Mscr.Dresd.Ea.86) mit dem Titel "Kitāb-ı Dedem Ḳorḳud ʿalā lisān-ı ṭāʾife-i Oġuzān" ("Buch meines Großvaters Dede Korkut in der Sprache der Oghusen") enthält 12 Heldengeschichten nebst einer einleitenden Sprichwortsammlung und ist damit der umfangreichste der derzeit bekannten Textzeugen des Dede Korkut-Buches. Sie stammt wohl aus dem 16. Jahrhundert. Ihr liegt vermutlich eine Vorlage aus dem 15. Jahrhundert zugrunde, als die Dede Korkut-Geschichten wahrscheinlich zur genealogischen Legitimierung und Verherrlichung des osmanischen Herrschergeschlechtes gesammelt und verschriftlicht wurden.

Sie besteht aus 154 geglätteten Papierblättern mit den Maßen 20,8 x 14,5 cm. Die Zählung erfolgt in zwei unterschiedlichen Paginierungen: 1.) in einer mit Tinte geschriebenen (wohl ursprünglichen) Paginierung in arabischen Ziffern (beginnend mit 1 auf der Versoseite des 2. Blattes, endend mit 303 auf der Rectoseite des 153. Blattes) und 2.) in einer neueren Bleistiftpaginierung (beginnend mit 1 auf der Rectoseite des 1. Blattes, 2a auf dessen Versoseite, 2 auf der Rectoseite des 2. Blattes, 3a auf dessen Versoseite usw. bis 155a auf der Versoseite des 154. Blattes).

Der Text der Handschrift wurde durchgehend von einem einzigen Schreiber mit schwarzer Tinte in arabischer Nasḫ-Schrift geschrieben. Er enthält viele Schreibfehler, die möglicherweise daher rühren, dass die oghusische Sprache zur Entstehungszeit der Handschrift nicht mehr geläufig war. Sätze bzw. Verse wurden nach dem Schreiben durch rote Trennpunkte voneinander abgesetzt und der einspaltige Schriftspiegel mit je 13 Zeilen mit einer einfachen roten Tintenlinie eingerahmt. Überschriften sind mit roter Tinte geschrieben. Auf jeder Seite steht unten links eine Reklamante (Wiederholung des ersten Wortes der folgenden Seite). Der Schluss des Textes ist als Spitzkolumne gestaltet. Es sind keinerlei Randbemerkungen vorhanden.   

Der ursprüngliche Einband der Handschrift ist verloren. Im 19. Jahrhundert erhielt sie einen schlichten Halbledereinband mit schwarzem Bezug und vergoldetem Rückentitel „Vita et gesta Dedem“. Bei der Restaurierung der Handschrift 2001/02 wurde dieser Einband abgenommen und durch einen 1999 mit Mitteln der „Stiftung zur Erforschung der türkischen Welt“ (Istanbul) gefertigten goldgeprägten Ledereinband mit Klappe nach orientalischem Vorbild ersetzt.