Mittelalterliche Handschriften

Dante Alighieri: La Commedia

Handschrift auf Papier. ­– Bologna (?), um 1372.
Signatur: Mscr.Dresd.Ob.25

In seinem 14.233 Verse umfassenden Hauptwerk »Divina commedia« erzählt Dante Alighieri in der italienischen Volkssprache (Volgare) seine visionäre Jenseitsreise in die Hölle (Inferno), auf den Läuterungsberg (Purgatorio) und schließlich zum himmlischen Paradies (Paradiso). Mehr als 800 Handschriften und zahlreiche Kommentare zeugen von der weiten Verbreitung und hohen Wertschätzung des Epos schon bald nach seiner Vollendung 1321. Die vor etwa 650 Jahren entstandene Dresdner Handschrift enthält den gesamten Text der »Commedia« mit einem unbekannten Kommentar vom selben Schreiber. Es handelt sich um kein repräsentatives, aufwändig gestaltetes Exemplar auf Pergament, sondern um eine Gebrauchshandschrift auf Papier, die sich wahrscheinlich ein gebildeter Notar zum persönlichen Studium herstellte. Im 18. Jahrhundert befand der Codex sich im Besitz des Bologneser Kanonikers Giovanni Giacomo Amadei (gest. 1768). 1755 wurde er von Abate Gabriel Balthasar Brunelli im Auftrag des Dresdner Hofes für die Kurfürstliche Bibliothek angekauft. 1828 beschäftigte sich der Oberbibliothekar Friedrich Adolf Ebert (amt. 1828–1834) näher mit der Handschrift, um dem Breslauer Juraprofessor Karl Witte (1800–1883) textliche Besonderheiten der Handschrift mitzuteilen. Witte machte sich als Dante-Forscher und -Übersetzer einen Namen und gründete 1865 die Deutsche Dante- Gesellschaft in Dresden. 1945 führte ein schwerer Wasserschaden zum teilweise völligen Verblassen der Handschrift.

Gustav Klemm: Die erste und zweite Görlitzer Handschrift des Dante

Handschrift auf Papier. – Mitte 19. Jahrhundert

Signatur: Mscr.Dresd.App.1875

Provenienz: 1. Bibliothek des Königs Johann von Sachsen; 2. Prinzliche Sekundogeniturbibliothek Dresden; 3. Schlossbibliothek Moritzburg; 4. Zentrale Kunstbibliothek Dresden; 5. Sächsische Landesbibliothek 1963; 2014 nach Restitution mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder für die SLUB angekauft

Der Kulturhistoriker Gustav Klemm (1802–1867), der von 1852 bis 1864 als Oberbibliothekar der Königlichen Öffentlichen Bibliothek in Dresden tätig war, begleitete den Dante-Übersetzer Prinz Johann (gen. Philalethes) 1838 auf einer Reise durch Italien, wo er unter anderem Dantes Grabmal in Ravenna und Dante-Handschriften der Medici-Bibliothek in Florenz und der Bibliothek des Vatikan in Rom betrachten konnte. Auch das vorliegende Manuskript belegt Klemms Interesse an Dante. Darin beschreibt und vergleicht er zwei »Commedia«-Handschriften, die der Schweidnitzer Advokat und Bibliophile Johann Gottlieb Milich (1678–1726) aus Italien mitgebracht und später dem Gymnasium im Görlitzer Franziskanerkloster vermacht hatte. Den Beschreibungen sind zur Illustration Pausen von Initialen und Textausschnitten beigegeben. Seit 1945 befinden sich die beiden Codices in der Universitätsbibliothek Breslau/Wrocław (Cod. Membr. II/16 bzw. 17).