Martin Bollert

Amtszeit 1920–1937

Erwerbungen (Auswahl)

1921 Schenkung der Bibliothek der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft ISIS

1926 Kauf von Max Friedländer: Musikautograph von C.M. von Weber »Leyer und Schwert« und »Schlummerlied«

1927 Johannes Chrysostomus: Homiliae super Matthaeum. – Strassburg: Mentelin, um 1466, angekauft aus der Kirchenbibliothek in Schönfeld bei Dresden.

1928 Kauf von 80 Inkunabeln aus der Kirchenbibliothek zu Schneeberg

1934 Kauf des Schumann-Albums (von Robert und Clara Schumann für ihre Kinder angelegte Sammlung von Briefen, Dokumenten und Musikautographen)

Carl Maria von Weber: 3 Männerchöre aus »Leyer und Schwert«

Autograph, 1814.
Signatur: Mus. 4689-C-2
Provenienz: Friedrich Wilhelm Jähns, Kauf von Max Friedländer, 1926

Bevor Weber (1786–1826) 1817 zum Hofkapellmeister der neu gegründeten Deutschen Oper nach Dresden berufen wurde und hier bahnbrechend als Komponist, Dirigent und Schriftsteller wirkte, war er als Operndirektor in Prag tätig. Von September bis Oktober 1814 vertonte er dort die vorliegenden Männerchöre op. 42 nach Theodor Körners patriotischer Dichtung »Leyer und Schwert«. Diese Gesänge, zu denen ebenso »Lützows wilde verwegene Jagd« gehört, erfreuten sich aufgrund der kraftvollen Sprache und wirkungsvollen Formung großer Beliebtheit. Als nationales Bekenntnis wurden sie auch nach den Befreiungskriegen gegen Napoléon I. gesungen, denn sie »erwecken großen Enthusiasmus«, wie Weber in einem Brief an Friedrich Rochlitz berichtet. Das Autograph stammt aus dem Besitz des Komponisten und Musikschriftstellers Friedrich Wilhelm Jähns, der 1871 ein chronologisch-thematisches Verzeichnis der Kompositionen Carl Marias von Weber herausgab, das er 1873 durch die Biographie: »Carl Maria von Weber, eine Lebensskizze nach authentischen Quellen« ergänzte. Später wurde es Eigentum des Berliner Musikwissenschaftlers Max Friedländer, der sich insbesondere auf dem Gebiet der Liedkunst betätigte.

Cingulum Salomonis. Sancti Cypriani Conjuratio

Handschrift auf gerolltem Papier. – Um 1800.
Signatur: Mscr.Dresd.App.494
Provenienz: Geschenk aus dem Nachlass Ziegenbalg, 1939

Die 3,85 m lange Rolle enthält auf der einen Seite 14 deutschsprachige christliche Beschwörungen »unreiner Geister« und Bittgebete zum Schutz vor ihnen. Der ausführliche lateinische Titel heißt übersetzt »Gürtel des Salomo, des weisesten Königs der Juden, oder das Große Schemhamphorasch gegen alle Gefahren der Welt«. Der Gürtel gilt als Symbol für Stärke, während Schemhamphorasch eine andere Form des jüdischen Gottesnamens JHWH (Jahwe) ist. Die andere Seite zeigt 46 Kreise mit magischen Zeichen, Buchstaben und Zahlen und trägt ebenfalls einen lateinischen Titel, der übersetzt lautet: »Verschwörung des Heiligen Cyprian, womit er die Astralgeister bezwang, die Besessenen befreite und die Zauberformeln der Seherinnen offenlegte«. Cyprian war ein heidnischer Zauberer, der nach seiner Bekehrung zum Christentum Bischof von Antiochia wurde und um 304 n. Chr. als Märtyrer enthauptet wurde. Derartige Rollen dienten wahrscheinlich als Talismane.

Über den Nachlasser Ziegenbalg ist bisher ebenso wenig bekannt wie über den Einlieferer W. Heidenreuter, wohnhaft auf dem Weißen Hirsch in Dresden.