Johann Christoph Adelung

Amtszeit 1787-1806

Erwerbungen (Auswahl)

1788 Kauf von 68 griechischen Handschriften aus der Sammlung von Christian Friedrich Matthäi für 1.700 Thaler

1793 Ankauf von 86 altdeutschen Handschriften aus der Bibliothek der ehemaligen »Gesellschaft der freyen Künste zu Leipzig« für 300 Thaler

1798 Geschenk von Prof. Burscher, Leipzig: eigenhändige Manuskripte des Grafen Heinrich von Bünau zu seiner »Teutschen Kayser- und Reichs-Historie« sowie Exzerpte von Johann Joachim Winckelmann

Theologische Sammelhandschrift

Handschrift auf Pergament. – 13. Jahrhundert.
Signatur: Mscr.Dresd.A.198
Provenienz: 1796 ersteigert aus der Sammlung des Juristen Bernhard Friedrich Rudolf Lauhn (1712–1792), kurfürstlichsächsischer Amtshauptmann des thüringischen Kreises Tennstädt

Der auf unterschiedlichem Pergament von verschiedenen Händen geschriebene Codex enthält ein verbreitetes Werk des französischen Lehrers Johannes Beleth (12. Jahrhundert) über die christliche Liturgie, ein anonymes Bestiarium (Buch über Tiere und Pflanzen als christliche Symbole), fälschlich dem in Paris lehrenden Hugo von St. Viktor (um 1096–1141) zugeschrieben, ein mystisches, fälschlich dem Hl. Bernhard von Clairvaux zugeschriebenes Werk, die Sprüche Salomos mit einem Kommentar und zwei weitere anonyme Schriften mystisch-asketischen Inhalts. Die Handschrift gehörte Anfang des 15. Jahrhunderts zur bedeutendenBüchersammlung des gelehrten Arztes Amplonius Rating de Bercka (1363/64–1435), die dieser dem von ihm gegründeten »Collegium zur Himmelspforte« zur Förderung von Studenten in Erfurt stiftete. 

Hans Sachs: Meistersangbuch

Autograph, 16. Jahrhundert.
Signatur: Mscr.Dresd.M.189
Provenienz: 1793 aus der Bibliothek der »Gesellschaft der freyen Künste zu Leipzig« angekauft

Die Handschrift ist eine von 26 in der SLUB bewahrten Meistersangbüchern aus der Sammlung des Sprachforschers, Literaturtheoretikers und Philosophen Johann Christoph Gottsched (1700–1766), des Begründers der »Gesellschaft der freyen Künste zu Leipzig«, und seiner Gattin, der Schriftstellerin Luise Adelgunde Victorie (1713–1762). Die 1945 leider durch Wasser stark geschädigten Handschriften enthalten Lieder gebildeter Handwerker der Frühen Neuzeit, die sich als Meistersinger in Gesellschaften organisierten, Gesangsregeln aufstellten und Singwettbewerbe veranstalteten. Die Dichtungen hatten sowohl geistliche als auch weltliche Inhalte. Der Nürnberger Schuhmacher Hans Sachs (1494–1576) war der bedeutendste Meistersinger. Von ihm stammen mehr als 4.000 Lieder. Der ausgestellte Band enthält Gesänge aus dem Zeitraum von 1528 bis 1559.

Wolfram von Eschenbach: Parzival

Handschrift auf Papier. – Mitte 15. Jahrhundert.
Signatur: Mscr.Dresd.M.66
Provenienz: 1793 aus der Bibliothek der »Gesellschaft der freyen Künste zu Leipzig« angekauft (ursprünglich im Besitz von Johann Christoph Gottsched)

Wolfram von Eschenbach (um 1160/80–um/nach 1220) verfasste sein berühmtestes Werk wahrscheinlich zwischen 1200 und 1210. Der Versroman beschreibt die Entwicklung Parzivals zum König des heiligen Grals und das gefährliche Leben des Artusritters Gawein. Die Handschrift stammt aus der Werkstatt Diebold Laubers (vor 1427–nach 1471) in Hagenau (Elsass), in der Manuskripte beliebter Literatur für Adlige und gebildete Bürger auf Vorrat abgeschrieben und mit kolorierten Federzeichnungen ausstattet wurden. Etwa 80 solcher Handschriften sind nachgewiesen. Die Illustrationen zu diesem Band schuf der sogenannte Zeichner A.