Die Dresdner Antikensammlung

In seiner Nöthnitzer Zeit und erst recht bei seinem einjährigen Aufenthalt in Dresden besuchte Winckelmann nicht nur regelmäßig die Gemäldegalerie, die Kurfürstliche und die Brühl'sche Bibliothek, sondern begeisterte sich auch für die Antikensammlung:
„Der größte Schatz von Alterthümern [außerhalb Italiens] befindet sich zu Dreßden“, schrieb er in seiner 1763 erschienenen „Abhandlung von der Faehigkeit des Schoenen in der Kunst und dem Unterrichte in derselben“. Er bezieht sich dabei namentlich auf die knapp 200 antiken Skulpturen, die August der Starke 1728 in Rom aus den Sammlungen der Kardinäle Flavio Chigi (1631–1693) und Alessandro Albani (1692–1779) hatte ankaufen lassen. Um diese Zeit schenkte außerdem der preußische König Friedrich Wilhelm I. 52 überwiegend römische Porträts aus dem Berliner Antikenkabinett nach Dresden. 1730 wurden alle Skulpturen im Palais im Großen Garten aufgestellt. 1736 kamen aus der Wiener Sammlung des Prinzen Eugen von Savoyen drei weibliche Gewandstatuen hinzu: die berühmten drei Herkulanerinnen.

 

 

Raymond Leplat: Recueil des marbres antiques qui se trouvent dans la Galerie du Roy de Pologne à Dresden avec privilege du roy, l'année 1733
Dresden: Stössel, 1733.
SLUB: S.B.142
Foto: SLUB/Dresdner Digitalisierungszentrum

Die 230 Kupfertafeln des von Leplat, dem Generalinspektor der Dresdner Kunstsammlungen und Verhandlungsführer in Rom, herausgegebenen Prachtbandes wurden von einem Dutzend Stecher in Augsburg und Dresden nach Zeichnungen des Augsburger Malers Johann Justin Preißler und der Dresdner Künstlerin Anna Maria Werner hergestellt. Auf Tafel 173 ist unten links die in der Ausstellung zu sehende Büste des Kaisers Caracalla abgebildet.