Italienische Einbände

Die Einbandkunst der italienischen Renaissance hatte eine Vorbildfunktion für die Buchbinder in ganz Europa. Unter dem Einfluss orientalischer Einbände wurden Goldprägung, Flecht-, Knoten- und Bandwerkdekor, Deckel aus Pappe sowie feines, zuweilen unterschiedlich eingefärbtes Ziegenleder (Maroquin) eingeführt.

Spätmittelalterlicher Einband

Marcus Annaeus Lucanus: Pharsalia
Handschrift auf Pergament, geschrieben von Otto Spigel.
Bologna, 1466.
SLUB: Mscr.Dresd.Dc.150
Provenienz: 1784 aus der Sammlung des Dresdner Bibliothekars Christian Gotthold Crusius (1717–1783) ersteigert.
Foto: SLUB/Deutsche Fotothek

Zeitgenössischer italienischer Einband (Rücken und Schließen erneuert) aus braunem Leder über Holz, mit Blindprägung (Blindlinien, Flechtwerk, Kreisplättchen) und schwarzer Titelaufschrift.

 

Renaissance-Einband

Martianus Capella: De nuptiis philologiae et Mercurii
Handschrift auf Pergament.
Italien, zwischen 1417 und 1431.
SLUB: Mscr.Dresd.Dc.180
Provenienz: Papst Martin V. (amt. 1417–1431); 1758 von Abate Gabriel Balthasar Brunelli aus dem Besitz des Juristen und Dichters Conte Giorgio di Polcenigo (Friaul) (1715–1784) an die Kurfürstliche Bibliothek verkauft.
Foto: SLUB/Deutsche Fotothek

Einband aus der Zeit um 1550 (Rücken und obere Kante erneuert) aus dunkelbraunem Leder über Holz, mit Goldprägung (dreifache Goldlinien, gereihte bzw. gestreute florale, geometrische und maureske Einzelstempel) und Spuren zweier Schließen.

Barocker Einband

Tiberio Carafa: Memorie
Handschrift auf Papier. Mit 65 Federzeichnungen von Giuseppe Serraglio.
Mittel- und Süditalien, um 1732–1734.
SLUB: Mscr.Dresd.App.1900,Bd.2  
Provenienz: Vermutlich von der sächsischen Kurfürstin Maria Antonia Walpurgis (1724–1780) auf ihrer Italienreise 1772 erworben.
Foto: SLUB

Zeitgenössischer Einband aus Leder in drei Brauntönen (Mittelfeld marmoriert) über Pappe, mit reicher Goldprägung (doppelte Goldlinien, zwei florale Rollen, Dentelle-Eckverzierungen sowie ein Supralibros [Wappen der neapolitanischen Hochadelsfamilie Carafa della Stadera mit von Putten gehaltener Rangkrone, den Symbolen einer Balkenwaage (ital. „stadera“) und einer brennenden Fackel (?) sowie dem Motto „SUUM CUIQUE ALIIS“]). 

Aldine

Florilegium Diversorum Epigrammatum (Anthologia Graeca)
Venedig: Aldus & Torresanus, 1521.
SLUB: Lit.Graec.A.859
Provenienz: Seit 1750 in der Kurfürstlichen Bibliothek nachweisbar.
Fotos: SLUB/Deutsche Fotothek (Einband, Titelblatt)

Zeitgenössischer venezianischer Einband aus dunkelbraunem Leder über Pappe, mit Goldprägung (doppelte Blind- und dreifache Goldlinien, gereihte florale Einzelstempel, doppelte Maureskenplatte) und Löchern für vier Verschlussbänder.

Friedrich Adolf Ebert: Index chronologicus Editionum Aldinarum quas Bibliotheca Regia Dresdensis et Bibliotheca Academica Lipsiensis servant
Handschrift auf Papier. [S. l.], 12.–14.12.1816.
SLUB: Bibl.Arch.I.Ba,Vol.188.c
Foto: SLUB/Deutsche Fotothek

Aldus Manutius (1449–1515) druckte in seiner venezianischen Werkstatt zusammen mit Andrea Torresano (1451–1528) preisgünstige kleinformatige Ausgaben antiker Autoren in einer eigenen Antiquakursive und erstmals auch in griechischen Lettern. Seine Druckermarke – ein Anker, um den sich ein Delphin windet – prangt groß auf den Titel- und Schlussseiten der Drucke. Die bei Sammlern hochgeschätzten „Aldinen“ waren in der Kurfürstlichen Bibliothek spätestens seit 1775 separat aufgestellt. Der Dresdner Bibliothekar F. A. Ebert (1791–1834) verzeichnete die Aldinen der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden und der Universitätsbibliothek Leipzig in einem gemeinsamen Katalog. 1819 waren einer Notiz Eberts auf dem Vorsatzblatt zufolge 408 Aldinische Drucke in Dresden vorhanden. Oberbibliothekar Constantin Carl Falkenstein (1801–1855) gibt in seiner „Beschreibung der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden“ (1839) einen Bestand „gegen 500“ Aldinen an.